Pressemitteilung
AStA der Justus-Liebig-Universität Gießen warnt vor Kahlschlag in Hochschule und Studium durch den Hessischen Hochschulpakt
Gießen, 17.12.2025
In den vergangenen Wochen sind in den einzelnen Fachbereichen Details über das tatsächliche Ausmaß der Kürzungen bekannt geworden, die der neue Hessische Hochschulpakt an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) nach sich ziehen wird. Bereits seit dessen Unterzeichnung im Sommer hatte das JLU-Präsidium Maßnahmen ergriffen, wie etwa ein allgemeines Stellenmoratorium. In der heutigen Sitzung des Senats der JLU wurden diese Themen erneut aufgegriffen und die drohenden Konsequenzen für die Universität deutlich gemacht.
„Was wir derzeit erleben, ist kein abstraktes Sparprogramm mehr, sondern ein ganz konkreter Angriff auf den Kern von Forschung, Lehre und Studium an der JLU“, erklärt Mark Müller, Referent für Hochschulpolitik des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der JLU.
Noch sind nicht alle Einzelheiten der geplanten Kürzungen offiziell benannt – doch schon jetzt zeichnet sich ein drastisches Bild ab: Professuren sollen gestrichen, ebenso Stellen in der Zentralverwaltung abgebaut werden. Doch der Einschnitt endet nicht bei den Professuren. An ihnen hängen zahlreiche weitere Stellen von wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeitenden sowie von studentischen Beschäftigten. „Viele dieser Menschen müssen nun befürchten, dass sie keine Perspektive an der JLU haben. Für diejenigen, die an der Universität verbleiben, bedeutet dies eine erhebliche zusätzliche Arbeitsbelastung – und das auf ohnehin bereits stark überlasteten Schultern“, fügt Niklas Beick, Referent für Hochschulpolitik im AStA, hinzu.
Die Einschnitte werden sich unmittelbar und langfristig massiv auf die Studienbedingungen auswirken. Lehrveranstaltungen drohen – durch Überlastung der Lehrenden – qualitativ schlechter zu werden, während sie gleichzeitig strukturell mehr Inhalte und Studierende abdecken müssen. Zudem rechnet der AStA damit, dass weitere Kosten auf Studierende umgelegt werden, etwa für Laborausrüstung oder andere studienrelevante Materialien. Der AStA verurteilt ausdrücklich das Vorgehen des Landes Hessen, das sich unter dem Deckmantel der Hochschulautonomie aus der politischen Verantwortung zieht und die Folgen seiner Sparpolitik an die Hochschulen nach unten delegiert. „So wird Hochschulautonomie zur Ausrede für politische Verantwortungslosigkeit“, kritisiert Müller. Tatsächlich werden die Hochschulen dadurch in ihrer realen Autonomie beschnitten, was einen massiven Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit darstellt.
Besonders gravierend ist diese Kürzungspolitik vor dem Hintergrund des ohnehin dramatischen Sanierungsstaus an der JLU. Bereits 2023 lag dieser bei rund 67 Prozent Grundsanierungsbedarf. Der AStA kritisiert zudem, dass das Land Hessen in diesem Zusammenhang ein weiteres strukturelles Defizit schafft, indem es eigentlich zusätzlich vom Bund bereitgestellte Mittel für Bildungsinfrastruktur in Höhe von 300 Millionen Euro dazu nutzt, zuvor von den hessischen Hochschulen erpresste Gelder in Höhe von 475 Millionen Euro teilweise zurückzuzahlen. „Das Land Hessen schmückt sich mit angeblich zusätzlichen Mitteln, die in Wahrheit eigentlich zusätzliche Defizite sind“, kommentiert Beick.
Der AStA der JLU fordert die vollständige Rücknahme der Kürzungen, eine auskömmliche und nachhaltige Ausfinanzierung der Hochschulen sowie der Studierendenwerke und eine Verbesserung der Studien- und Arbeitsbedingungen, unter anderem durch einen guten Tarifabschluss in der kommenden Tarifrunde in Hessen samt Tarifvertrag für studentische Beschäftigte.
Darüber hinaus ruft der AStA für den 28. Januar 2026 zu einem Protesttag auf, der in Zusammenarbeit mit Fachschaften und Gewerkschaften organisiert wird. Der Protesttag findet im Rahmen des bundesweiten Hochschulaktionstags statt. „Wir werden diese Kürzungspolitik nicht hinnehmen. Wer Bildung kaputtspart, muss mit Widerstand rechnen. Eine starke Hochschule braucht starke Stimmen – und die werden wir gemeinsam auf die Straße tragen“, erklärt Müller abschließend.
Kontakt:
Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA)
Justus-Liebig-Universität Gießen
Niklas Beick / Referat für Hochschulpolitik

