Vortrag und Diskussion anlässlich des Beginns der Diktatur der Nazis 1933:

Die Lehrkräfte in der Nazi-Zeit

Ab Januar 1933 (Ernennung Hitlers zum Reichs-Kanzler) begann die Nazi-Diktatur. Schritt für Schritt, Monat für Monat ereignete sich der Vormarsch der Nazis auf allen Gebieten.

In Stichworten:

  • Februar: Reichstagsbrand, Errichtung des KZ Dachau und des KZ Sachsenhausen,
  • März: Ermächtigungsgesetz, faktisches Verbot der KPD,
  • April: „Judenboykott“, Entlassung jüdischer, kommunistischer und sozialistischer Lehrkräfte,
  • Mai: Zerschlagung der Gewerkschaften und Bücherverbrennung,
  • Juni: Verbot der SPD.

Die Industriegewerkschaften wurden am 2. Mai 1933 gewaltsam zerschlagen, deren Gewerkschaftshäuser besetzt und deren aktive Mitglieder verhaftet, geschlagen, ja gefoltert und auch ermordet.

Ganz anders war die Lage bei den vielfältigen Vereinen und Standesorganisation der Lehrkräfte. Schon seit 1929 gab es in unterschiedlichem Ausmaß einen Prozess der Anpassung in das reaktionäre deutsche nationale Lager und auch an die Nazi-Bewegung. Seit Januar 1933 wurde dieser Prozess beschleunigt und schon im Mai 1933 waren große Teile der alten Vereine der Lehrkräfte dem NSLB, dem nationalsozialistischen Lehrerbund, beigetreten.

Worin bestand die Aktivität der vom Nazi-Staat dirigierten Lehrkräfte in den Schulen? Welche Rolle spielte der nationalsozialistische Lehrerbund, dem 1936 schon 97 % der Lehrkräfte angehörten?

Mit dieser Frage beschäftigt sich seit vielen Jahren unser Kollege Benjamin Ortmeyer, der zunächst als Lehrer, dann als Leiter der Forschungsstelle NS-Pädagogik an der Goethe-Universität Frankfurt/M sowohl die unmittelbaren Quellen aus den Kellern der Schulen aus der Zeit 1933 bis 1945 als auch diverse pädagogische Nazizeitschriften zusammengestellt, dokumentiert und ausgewertet hat.

Diese Studien betrafen schließlich auch nach 1945 die Lehrkräfte der neu gegründeten GEW, die ja nicht wie Phönix aus der Asche entstand, sondern im Wesentlichen aus Personen bestand, die 12 Jahre lang in unterschiedlichem Ausmaß treu dem Nazi-Regime gedient hatten. Die GEW übernahm auch das Vermögen des NLSB und seine Immobilien. Darüber gab es zwei Jahrzehnte Auseinandersetzungen innerhalb der GEW.

Im Februar 2023 erschien dazu im Beltz-Verlags die dokumentarische Studie: “Die Lehrkräfte in der Nazi-Zeit, die GEW und der Streit um Max Traeger (1998 – 2022)”.

Über die Notwendigkeit, die Nazi-Pädagogik im Zusammenhang mit der Nazi-Ideologie und den realen Naziverbrechen im Zusammenhang mit der Analyse der heutigen Lage einzuschätzen, referiert Kollege Prof. Dr. Benjamin Ortmeyer.

 

Wann? 26 April um 18 Uhr

Wo? Dachsaal des DGB Haus; Walltorstraße. 17 Gießen

Die Veranstaltung ist organisiert vom Kreisverband GEW Gießen, den GEW Studies (LASS) in Hessen und dem ASTA der Justus-Liebig-Universität Gießen.

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